Questionnaire (2024)
manifesto of the self || echoes of existence
in the labyrinth of existence / each soul is cast
a protagonist in the drama of life / to find purpose at last
we're strangers in our own skins / lost in the societal maze
caught in the webs of capitalism / entangled in its craze
time slips away like the wind / days blending in a blur
in the era of alienation / where we betray who we were
but rise we shall / breaking the chains of alienation
in the rhythm of rebellion / freedom's proclamation
we are more than puppets / more than lifeless shells
in our veins runs the blood of rebellion / a call that swells
no decree / no dogma / no societal script
in the grand theater of life / i am the cryptic
narrator of my fate
the architect of my dreams
i shall decipher the riddles / unravel the seams
for the heart cannot be bartered / nor the soul be sold
in the ledger of life / love's currency is gold
shun the chains of avarice / let compassion be the guide
money's treacherous tide / we shall safely override
in the tapestry of existence / nature's vibrant trace
be the keeper of forests / mountains / and open space
the canvas of life / a palette of hues
i am the painter / creating the views
no puppet strings / no scripted role
i am the sovereign of my soul
for in this cosmic ballet
where destinies are whirled
i am the echo
the anthem
the song of the world
Das Projekt trägt den Titel "Questionnaire" und besteht aus drei digitalen Collagen im Großformat (356 x 252 cm), die alle jeweils eine Frage an die Betrachtenden stellen. Der Standort der Werbeflächen ist in der Bonner Innenstadt die Ecke Oxfordstr./Wilhelmstr. Die Arbeiten werden dort für drei Wochen (13.02.–04.03.2024) zu sehen sein und dank ihres stark frequentierten Standortes vermutlich zehntausende Menschen erreichen. Dort, wo sonst nur Werbung gezeigt und zum Konsum angeregt wird, stelle ich drei Fragen an die Betrachtenden. Meine Arbeiten sind alle als Palimpseste zu lesen. Ein Palimpsest bezeichnet in der Literatur- und Sprachwissenschaft das Phänomen der in der Antike mehrfach beschriebenen Papyrusrollen. Papyrus war wertvoll und nicht in rauen Mengen verfügbar wie unser Papier heute. So wurden beschriebene Papyrusrollen oft neu beschrieben. Dafür kratzte man grob die oberste Schicht der Tinte ab, so dass die alte Schrift für das bloße Auge nicht mehr erkennbar waren und trug eine weitere Schicht mit Text auf. Mit scharfem Forscherauge bzw. High-End-Geräten lassen sich jedoch auch die darunter liegenden Schichten immer noch rekonstruieren und lesen, so dass wir hier mehrere Schichten der Bedeutung haben, ein Palimpsest eben. Über mich hat mal jemand gesagt, dass ich gerne "an Bäumchen rüttele" und das beschreibt es eigentlich ganz gut. Mich interessiert, was Menschen bewegt, etwas zu machen. Und etwas anderes sein zu lassen. Warum sie sich für das eine Beziehungskonzept entscheiden und nicht das andere. Und vor allem: Sind sie sich dieser Entscheidungen und der Mechanismen, die da in ihnen wirken, immer bewusst? Ich persönlich glaube, dass ganz viele Menschen diesbezüglich im Unreinen mit sich sind. Zu groß ist die Versuchung, sich von dieser überwältigenden Flut an Medien, Ablenkung, Konsum und Rausch, die uns permanent umgibt, einlullen zu lassen und sich nicht wirklich mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen. Mir kommt es oft vor, als seien viele Menschen die ganze Zeit auf der Flucht bzw. als würden sie etwas hinterherjagen. Ohne wirklich zu wissen, ob es das ist, was sie brauchen und was sie suchen.An dieser Stelle setzt Questionnaire an und richtet drei Fragen an die Betrachtenden. Und ähnlich wie bei einem Palimpsest gibt es auch bei den drei Bildern mehrere Schichten zu entdecken:
1. Das Visuelle – Farben, Formen, Größen, Sättigung
2. Die Fragen – setze ich sie in Bezug zum Motiv? Wie verstehe ich sie? Ist das die "richtige" Art und Weise sie zu verstehen? Gibt es überhaupt eine "richtige" Art und Weise?
Im Idealfall ist dies der Moment, in dem ein Prozess angestoßen wird zwischen den Bildern, den darauf liegenden Texten und den Betrachtenden: Was sehe ich? Sehen andere Menschen dieselben Dinge? Was sagt es über mich aus, dass ich das sehe, was ich sehe? Das gleiche gilt für die Fragen, die auf den Bildern gestellt werden: Was ist das erste, woran mich diese Frage erinnert? Und ist das ein Zeichen dafür, dass etwas in mir rumort? Im übertragenen Sinne werden hier die Betrachtenden irgendwie selbst zum Palimpsest, indem sie durch das sich-selbst-stellen-der-Frage dazu aufgefordert werden, in sich hineinzuhorchen und auch dort "Schichten" abzutragen. Im Idealfall die eigene Vielschichtigkeit zu entziffern/ entlarven/ in Frage zu stellen/ vielleicht zu dekonstruieren .Ein wenig erinnert das alles an Rorschach-Tests, und das soll es auch.Es heißt ja, dass in jedem Künstler immer auch ein Idealist steckt und vielleicht stimmt das. Ich glaube nämlich, dass die Welt eine bessere wäre, wenn wir alle mehr in uns reinhorchen würden und mehr im Reinen mit uns wären.